#71 Champagner aus den Ardennen

Samstag, 14. September

Wie man einen ohnehin einladenden Ort noch einladender macht, zeigt der Handelsweg heute. Die Gewerbetreibenden dieser kleinen Passage feiern unter dem Motto „Sedan-Bazar“ gemeinsam Sommerfest, und was diese kleine Feststellung bedeutet, ist in ihrer Großartigkeit kaum zu beschreiben. So gut wie alle Läden haben geöffnet, viele stellen ihre Waren in den Handelsweg, manche haben Gäste dabei, die ihrerseits etwas anbieten oder ausstellen, überall stehen Tische und Stühle, und im Achteck inmitten des Café Riptide ist genug Platz für Livemusik. Girlanden überspannen die Passage, Luftballons stehen senkrecht in den nicht wie erhofft klaren Himmel, ein riesiges Segeltuch hält viele Draußensitzende trocken. Und wer seinen Laden nicht geöffnet hat, trägt in anderer Form zum Fest bei, wie man sich auf dem Handelsweg erzählt.

Trotz des nicht eben sommerlichen Wetters ist auf dem Handelsweg nur beschwerliches Durchkommen, gottlob. Durch die Glasfassade von Möbel Sander hindurch, an den belegten Tischen von Tante Puttchen und Bierteufel vorbei, ist Serges Laden gleich die erste Station mit Unvorhergesehenem. Vorhersehbar ist vielleicht die große Zahl an Leuten, die bei ihm sitzen; nicht aber, was einige von ihnen tun: Jakob ist unter ihnen, er spielt Akustikgitarre. Ein weiterer Jugendlicher bläst die Posaune, ein deutlich Älterer spielt Mundharmonika. Zusammen machen sie Jazz. Serge wispert verschwörerisch, dass das Methode sei, eine Masche von ihm, Vorsatz: „Leute zusammenziehen, die sich nicht kennen, Alt und Jung.“ Sie nicht nur zusammenzuziehen, sondern auch spontan und ungeplant zusammen kreativ sein zu lassen, ist die hohe Kunst, der man außerhalb von Szeneläden wie der Bassgeige oder Barnaby’s Blues Bar in Braunschweig eher nicht begegnet. Serge behält sein verschwörerisches Lächeln bei und isst weiter von dem Salat, den er wohl im Riptide bekam. Stefan von Comiculture schlängelt sich an uns und den vielen anderen Gästen vorbei zu seinem Laden neben der Strohpinte. Ich folge ihm ein Stückchen.

Gegenüber bei Piou steht die Tür offen, Jenny steht an der Essensausgabe vom Riptide, im Achteck, gegenüber der Bühne, und hört wie viele andere Gäste den beiden Musikern mit schwarzen Dreadlocks zu, die dort mit E-Gitarre und Cajón eine Art Reggae machen, den chilligen Soundtrack zum Event. André übernimmt eben den Posten an der Ausgabe und verteilt Bratwurst, Burger, Salat und mehr an die Hungrigen, alles vegan. Chris und Raze sind unter den Zuhörern, sie nehmen Schlucke aus ihren Getränkeflaschen. Die beiden Musiker seien nur eine Nacht lang in Braunschweig und stammen aus Brasilien, berichtet Chris. „Ganz spontan“ schoben sie sich in die Liste derer, die an der Rip-Lounge zu jeder vollen Stunde Programm machen. Sie gehören zu einer Capoeira-Gruppe, es sind noch mehr im Handelsweg unterwegs, Chris ist beeindruckt davon, dass einige über 50 Jahre alt sind und trotzdem diese hochanspruchsvolle Sportart ausüben. Der eine, den Chris meint, macht gerade Fotos von seinen musizierenden Freunden. Er steht an dem Tisch, an den Torben sich jetzt setzt, mit zwei Gläsern Whisky, eines gibt er seinem Begleiter Leif. „Was ist das für einer?“, fragt der. „Irgendwas mit Tullamore“, sagt Torben. „Das ist in Ordnung“, sagt Leif.

Den Whisky hat Torben aus dem Riptide, in dem heute außer den beiden Chefs noch Anne, Moni und Nina die Wünsche der Gäste erfüllen. Bei dem Andrang ist die Übervollbesetzung auch nötig, alle haben mehr als gut zu tun. Eine Mitarbeiterin ist noch da, eine zweite Nina, aber heute nicht als Mitarbeiterin, sondern mit einer Schmuckkollektion, die sie mit ihrer Schwester Svenja unter dem Namen „Lütt Lütt“ designt. Nina ist gerade mit Jenny im Gespräch, die sich jetzt aber wieder in Richtung Piou verabschiedet und grinsend ein „ich habe Kuchen gebacken“ zurücklässt. „Und wie viel Kuchen“, ergänzt Nina anerkennend. Sie steht neben dem Eingang zum Riptide an einer Pinnwand, in der Nadeln stecken, die Ohrringe paarweise halten, und einem trockenen Geäst daneben, an dem Ketten hängen. „’Lütt Lütt‘ ist unser kleines Mini-Schmucklabel“, erklärt Nina. „Da ich hier arbeite, dachte ich, ich nutze die Chance.“ Abends, so sagt sie, sitzen Svenja und sie zusammen und entwerfen diverse Schmuckstücke. „Wir verwerfen auch viel“, sagt sie und zeigt auf die Pinnwand, „aber das kommt dabei heraus.“ Svenja und Nina kaufen unterschiedliches Material, „uns wir versuchen, uns etwas einfallen zu lassen“. Das sei „schwierig“, weil sie doch unterschiedliche Meinungen hätten, aber: „Wenn einer es schön findet, dann schafft es es auch hierher.“ Schließlich seien die Geschmäcker ja auch bei den Kunden so unterschiedlich wie bei den beiden. Nicht nur Ohrringe, Ketten und Armbänder stehen zum Verkauf, auch veganen Lipbalsam bieten die beiden neuerdings an. Erhältlich ist die „Lütt Lütt“-Kollektion „im Moment nur im Riptide“, sagt Nina. Aber sie haben eine Emailliste angefangen. Mit Blick auf die Flaneure, Sitzenden und Musizierenden strahlt Nina untertreibend, aber mit leuchtenden Augen: „Das Fest ist voll schön, ich habe mich sehr darauf gefreut, es ist sehr ansprechend.“

Je weiter in Richtung Martino-Katharineum ich gehe, desto mehr Tische säumen die Schaufenster der nächsten Läden. Das ist vor der Einraumgalerie so, vor dem Second-Hand-Modeladen Fifty Fifty, selbst vor Comiculture. Ein großer Schirm überspannt die Auslegware, die nicht zwingend auch an Wochentagen in den jeweiligen Geschäften erhältlich ist, weil überall Gäste das Programm ergänzen. Die Tische der Strohpinte mischen sich wie immer in das Mobiliar und das Getränkekonsumverhalten. Wie alle Geschäftsbetreiber ist auch Stefan von der Einraumgalerie mit dem Fest mehr als zufrieden. Er drückt es so aus: „Wir haben die Viererkette gut aufgestellt, hinten steht die Null, die Resonanz hat uns überwältigt, alles ist gut.“ Oder, wie er es dann beschreibt: „Es ist super, ich find’s gut – und trotz der vielfältigen anderen Aktivitäten, die es heute in der Stadt gibt, haben wir richtig viele Leute hier.“ Und was nicht alles noch los ist: Der „Tag der Sitzgelegenheiten“ in der Friedrich-Wilhelm-Straße ist um diese späte Nachmittagszeit bereits vorbei, der vegane Markt auf dem Platz der Deutschen Einheit, also vor dem Rathaus, läuft noch, ebenso das fünfte Kulturschaufenster im Madamenweg. Das Improtheater „Jetzt & Hier“ tritt später noch auf. Und selbst das ist nur ein Auszug aus dem Programm heute.

In der Einraumgalerie läuft eine neue Ausstellung, „die haben wir gestern eröffnet“, sagt Stefan. Christian Niwa zeigt Fotografien, die er digital bearbeitete, und zwar nimmt er von einen Architekturansichten einen horizontalen Strich und zieht den zur Seite weg, sodass daraus unendliche Linien werden, die sich an die fotografierten Gebäude anschließen, aus ihnen also beinahe herauswachsen. „Die Wiederholung ist sein Ding“, bemerkt Stefan. „Unsere nächsten Ausstellungen ist alles Fotografie, was jetzt kommt“, stellt er fest. Etwa die Sachen von Sonja Wegener, die mir wie aufs Stichwort eine Postkarte in die Hand drückt: „Hier, eine Einladung“. Ihre Werke sind am 12. und 13. Oktober in der Reihe „Kunst… Hier und jetzt“ in der Einraumgalerie zu sehen. Das ist eine Veranstaltung, bei der alle zwei Jahre diverse Ateliers in Braunschweig öffnen, höchst interessant jedes Mal, initiiert vom Konsumverein, sagt Stefan. Und: „Sogar ein Künstler aus Osnabrück ist heute gekommen.“ Vacek nämlich, eigentlich Frank Marek, der seinen Spitznamen von dem polnischen Klavier-Duo „Marek & Vacek“ hat. „Der macht so Fußballsachen“, sagt Stefan und deutet auf drei kleine Leinwände, die auf dem Boden stehen und von denen eine Paul Breitner im Eintracht-Trikot zeigt. „Der hat auch hier mal ausgestellt“, sagt Stefan. Nicht als einziger Gast dieses Festes: „Femi ist als Künstlerin hier, Johanna auch – es sind viele heute hier, die bei uns schon in der Galerie waren.“ Femi Baumbach unterhält sich gerade draußen mit einigen anderen von der Galerie. „Johanna Schott ist die Freundin von Jens Müller“, sagt Stefan. Den kenne ich, zumindest per Email, der ist Pressesprecher bei Undercover. Stefan weiß: „Der macht das Restorchester mit Sascha Dettbarn, die haben auf dem Magnifest und hier auch schon gespielt, ihre CD-Premiere bei der Finissage von Jens und Johanna.“ Stefan kommt aus dem Schwärmen gar nicht heraus und erzählt noch von der Live-Street-Art, die Till „draußen“ macht, „darauf sind die Kids ganz heiß“, und auch Till war schon in der Galerie.

Bei Fifty Fifty komme ich kaum bis an die Kasse, so viel ist hier los. An fast allen Kleidungsständern stöbern Leute in der Ware. Inhaberin Marion überlässt das Bedienen kurz ihren Mitarbeiterinnen und gönnt sich etwas zu essen. „Superlecker, vegetarische Cevapcici und vegetarischer Salat, vom Riptide“, sagt sie und führt die Gabel erneut mitten hinein in die Leckereien auf ihrem Teller. „Heute ist es superbombe“, freut sie sich über das Sommerfest, „es hat eine ganz tolle Atmosphäre.“ Ihr Laden beteiligt sich mit einigen anderen aus der Passage an einer Spendenaktion, „Motto: Den Preis bestimmst du.“ Auf ihren Tischen draußen hat sie Second-Hand-Ware, „die Kunden entscheiden, was sie dafür bezahlen, und den Erlös spenden wir für krebskranke Kinder“, erklärt Marion. Die Kleidungsstücke stammen von Kunden, die ihre Ware nicht wieder abgeholt haben, „Kommittenten, die Second-Hand-Ware hier abgeben.“ Was heute übrigbleibt, spendet Marion dann wiederum an Oxfam. Wer nicht ständig vor Ort auf das Angebot bei Fifty Fifty aufmerksam wird, den informiert die Inhaberin über Facebook, „was hier los ist“. Ihr Sortiment sei grundsätzlich sehr gemischt, betont Marion, es sei für jeden etwas dabei, denn: „Ich gehe nicht nach Menschen, ich suche nach schön aus.“ Auch Musterkollektionen aus der aktuellen Saison biete sie an, „für fast 50 Prozent weniger, man kann hier Schnäppchen machen“. Ein Stück veganen Cevapcicis nimmt kurz ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Reggaemusik ist immer noch zu hören. „Wichtig ist, dass die Leute sich hier wohlfühlen und ein entspanntes Shopping-Erlebnis haben“, sagt Marion. „Ich habe auch immer etwas zu trinken da – man muss schon mit Zeit herkommen und in Stöberlaune sein.“ Das teilt ihr Laden auf angenehme Weise mit vielen in der Passage. Neuware haben sie auch, sagt Marion, „ein dänisches Label habe ich drin, das achtet sehr auf schadstoffarme Kleidung“, wenngleich alle Labels das tun müssten, aber jenes täte das noch genauer.

Im Februar ist Marion mit Fifty Fifty zwei Jahre im Handelsweg, ich kenne den Laden abgesehen vom Vorbeigehen ins Riptide lediglich von der Kinowerbung vor Sound On Screen. Marion verschluckt sich fast vor Begeisterung für diese Filmreihe von Riptide und Universum-Kino. „Ich bin ansonsten bei jeder Veranstaltung im Ritpide danach“, sagt sie. Die Filme selbst könne sie seltener sehen. „Aber Sound On Screen sponsere ich so gerne.“ Das ist ein schöner Beleg für die Heterogenität hier im Handelsweg. Marion nickt und gibt weitere Beispiele: „Die Männer gehen in den Comicladen, die Frauen kommen zu mir.“ Es wird noch enger, das Netz: „Stefan von Comiculture kenne ich von früher vom Flohmarkt, und Stefan von der Einraumgalerie hat Fotos auf meiner Hochzeit gemacht.“ Ihr Teller ist jetzt leer. „Mittlerweile sind wir wirklich eine große Familie.“

Am Ausgang des Handelswegs bietet Till seine Live-Street-Art nicht mehr an, aber Olaf Lupin zeigt unter einem großen Schirm vor Comiculture seine Kunst und Andrea betreut noch die Buttonmaschine. Die Kinder an dem Tisch sehen fast so bunt aus wie die Kartoffeldrucke, die sie gestalten und zu Buttons machen. „Ich habe Stoffe geschnitten, wir drucken darauf und daraus werden Buttons gemacht“, erklärt Andrea. Sie schwärmt: „Die Leute haben echt schöne Sachen geschnitzt, Katze, Smiley“. Sie zeigt die Kartoffelhälften mit den entsprechenden Mustern, die sich in Blau, Rot, Grün vom Gelb des Kartoffelkörpers abheben. „Hier“, ein Button an ihrer Jacke zeigt einen Smiley auf geblümtem Stoff. Eine Kinderschmink-Aktion habe es auch gegeben, sagt Andrea, und zeigt auf das Rankenmuster an ihrer Schläfe. „Das ist frugale Malerei“, sagt sie. Während sie die Druck- und Button-Utensilien allmählich zusammenräumt, schwärmt sie weiter: „Es ist sehr schön hier, das Fest ist gelungen, es sind viele Menschen hier und es ist abwechslungsreich.“ Irgendjemand schiebt plötzlich einen formatfüllenden Anhänger vom Passageneingang aus an ihren Tisch. „Das ist die Band für die Strohpinte“, stellt Andrea erfreut fest. „Up’n Down!“

Die Musiker schleppen ihr Equipment an Comiculture vorbei in Helmuts Kneipe. Der steht am Eingang neben der Kiste mit gebrauchten CDs, die er verkauft, und begrüßt die Band herzlich. „Das Fest ist doch in Ordnung“, sagt Helmut und unterdrückt mit viel Mühe seinen Impuls, seine Begeisterung nicht zurückzuhalten. Einzig: „Scheißwetter war.“ Den Schleppenden klopft er auf die Schultern. „Es spielt eine Superband noch heute“, stellt er klar. „Up’n Down, Spitzenband.“ Um die kümmert er sich jetzt und kehrt in die Strohpinte zurück.

Im Achteck hat Schepper inzwischen die beiden Brasilianer abgelöst. Der vielseitige Viersaitige weiß sein Publikum mitzureißen, auch mit seiner nicht eben massentauglichen Musik. Die Leute zollen ihm Respekt und feiern die schweren progressiven Stücke. Vom Riptide-Grill aus höre ich Schepper zu. Lennart lehnt im Türrahmen, Gerald vom Nexus kommt dazu. „Hunger?“, fragt ihn André von der anderen Seite der Essenstheke aus. „Ich lad dich ein.“ Gerald stellt sein Getränk ab: „Na, gerne!“

Nicht nur als Musiker, auch als Bassstammtisch-Initiator im Riptide sowie Mitglied und Moderator im Eiko-Verein ist Schepper aktiv. Der Eiko-Verein steht im Zentrum des nächsten Silver Clubs am kommenden Samstag. „Eiko? Unser Sohn heißt so“, sagt Hanne mit Blick auf den Silver-Club-Flyer in ihrer Hand irritiert. Sie und ihr Mann Peter sitzen an einem der Tische und hören Schepper zu. Eiko sei ein ostfriesischer Name, sagt Hanne. Sie zeigt auf Peter: „Er ist auch ein alter Musiker, bei What’s Up oder Bamautzky.“ Peter ist Bassist, deswegen konzentriert er sich mehr auf Scheppers Spiel als auf die Unterhaltung. Von der Eiko-Show „Musikschöpfungen“ indes hat auch Peter schon etwas mitbekommen: „Werner, der Gitarrist aus meiner Band, hat bei denen im Hansa gespielt.“ Redhouse heißt die Band, und wenn im Hansa, dann war das bei Eiko Goes Loud, was wiederum Schepper organisiert. „Und Werner macht die Jam-Session im Barnaby’s“, ergänzt Peter, bevor er sich wieder auf die Musik konzentriert.

Mit Obst guckt ein weiterer Bassist Schepper auf die Finger. Obst spielt unter anderem bei Splandit und hat mit dem Akustikskapunktrio auch schon einmal die Meute beim Silver Club so richtig zum Kochen gebracht. Bei Splandit gebe es Neuerungen, erzählt Obst, etwa einen neuen Schlagzeuger, der auch mal statt des bislang üblichen Cajón ein echtes Drumset benutzt, und Obst selbst hat angefangen, Kontrabass zu spielen. Er zeigt grinsend die Blasen an seinen Fingerkuppen. Ein neues Album gibt es von Splandit aktuell noch nicht. „Wahnsinn, was der macht“, sagt Obst wieder mit Blick und Gehör auf Schepper. Er seufzt: „Das mit dem Tappen – da kann ich mir einige Bass-Skills abgucken.“ Am Freitag spielen Splandit im Americano, kündigt Obst an: „Es macht neu auf, mit neuem Betreiber.“ Das sei derselbe Betreiber wie von der Luke 6, und dort arbeitet der neue Splandit-Drummer. Außer Splandit spielen noch zwei Bands im Americano. Auch seine Aufmerksamkeit richtet sich schnell wieder auf Schepper.

Der spielt alte und neue Stücke, solche von seinem neuen Album „Bass Trip“, das gerade seit einer Woche draußen ist, solche von seiner ersten CD „Plus Bass“ und auch solche, die auf keinem der beiden Tonträger zu hören sind. Der „Bass Trip“ ist wunderbar. Scheppers Spielzeit ist jetzt eigentlich abgelaufen, aber die Leute fordern Zugaben. „Soll ich noch eins spielen?“, fragt er grinsend. Sicher, niemand will ihn gehen lassen. Also nimmt er sein Instrument in Anschlag, spielt eine Linie, tippt mit dem Fuß auf ein Pedal und macht dann das, womit er immer die Lacher auf seiner Seite hat: Er nimmt die Arme hoch und die Musik läuft weiter. „Du spielst ja gar nicht“, schallt dann auch der übliche erheiterte Ruf aus dem Publikum. Zwei, drei weitere Bassläufe programmiert Schepper ein, bevor er den Song mit seinem Gesang und einer Bassmelodie abrundet. Das war jetzt aber wirklich das letzte Lied, die nächsten Musiker warten auf ihren Auftritt. Während Schepper sein Instrumentarium zusammenfaltet, nähert sich ihm Tilda. Die Dreijährige reicht ihm einen Grashalm. „Weil du das so schön gemacht hast“, sagt sie verschämt, aber stolz. „Den darfste nicht verlieren.“ Schepper ist überwältigt. Sein Pedalbrett ist mit Kunststoffblumen dekoriert, eine davon nimmt er ab und gibt sie Tilda. „Siehst du“, sagt ihre Mutter, „Es ist gut, dass du den Mut hattest.“

Mit dem waghalsigen Unterfangen, sein Fahrrad durch den Handelsweg zu bekommen, erscheint Dirk in der Menge. „Ich will eigentlich zum Kulturschaufenster“, sagt er. Der attraktive Betrieb im Handelsweg lässt ihn sein Vorhaben überdenken. Er winkt ab: „Lassen wir uns mal überraschen, was der Tag noch bringt.“

Matze Bosenick
www.krautnick.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert