#101 Der Epilog, der durch ein Wurmloch stieg und zum Prolog wurde

Montag, 28. März 2016

Frohe Ostern, Ihr Hasen!

Dem aufmerksamen Leser mag zweierlei aufgefallen sein: Es gibt eine zeitliche Lücke zum vorherigen Blogeintrag – und eine mathematische ebenfalls. Der Februar 2016 fehlt. Und die Nummer 100 fehlt. Dazu kann ich beschwichtigend sagen: noch. Sie ist in Arbeit, und weil es sich um eine besonders runde Nummer handelt, bekommt sie eine besonders runde Form. „Ein Z mit zwei Nullen“ wird es nicht, es bleibt schon bei der Eins vorn, aber das Medium stimmt immerhin.

Wer bei der jüngsten Vorstellung von Sound On Screen im Universum-Kino war und sich den Film „Jaco“ ansah, wird eine Ahnung davon haben, wie die Nummer 100 aussehen soll; allen anderen sei empfohlen, sich die nächsten beiden Filme der Reihe anzusehen, weil im Vorprogramm dieser Staffel ein Teaser für die Nummer 100 läuft. Da steckt dann nun endlich das Besondere am ausgelassenen Jubiläumseintrag: Er wird sich bewegen. Das war meine spontane Übernachtidee: Etwas Besonderes im Internet im Rahmen eines schriftlichen Blogs kann ja auch in anderen Medien umgesetzt sein, anders als etwa im Print. Eine kurze Frage bei Stef erwirkte eine Ideenexplosion bei ihrem Filmmitstreiter Micha A., der sich ein Konzept ausdachte, dessen Komplexität nun für die Verzögerung sorgte. Dabei soll das Ergebnis gar nicht lang sein, und trotzdem nimmt die Umsetzung viel Zeit in Anspruch.

Und was für einen Aufwand! Wir scripteten grob den Ablauf, vereinbarten einen Drehtermin im Café Riptide mit unseren Wunschdarstellern und einen weiteren, weil einer von ihnen an dem Tag nicht konnte. Wir schleppten haufenweise Ausrüstung in den Handelsweg und illuminierten das Café. Es muss für die anderen Gäste befremdlich gewesen sein, manche Leute immerzu das Gleiche tun zu sehen. So geht es eben zu im Film, fragt nicht! „Einmal noch“ war der Satz, den ich am häufigsten hörte.

Am ersten Drehtag, noch im Februar, beanspruchten wir schauspielerisch die Zeit von Chris (André war im Urlaub – gegenwärtig ist es andersherum), Micha Z. und Nina, die eine Pause in ihrem Studium dazu nutzte, einmal wie früher das Riptide positiv aufzumischen. Auch Stef übernahm eine Rolle, Micha A. die Technik und das Drehen. Den zweiten Drehtag gestaltete Herr A. sogar noch aufwändiger: Er installierte einen Kamerakran im Achteck, mitten während einer Hochzeitsfeier in der benachbarten Einraumgalerie. Es ging nämlich darum, Schepper in den Film zu integrieren, der auch den Soundtrack dazu liefert. Eigens für meine Lesung aus dem Buch „Die Stadt ist eine Erbse“, das Toddn mit Auszügen aus diesem Blog füllte, hatte Schepper im Sommer einen Song namens „Peas“ komponiert; den wollte ich gern in dem Film haben, weil er die Stimmung des Blogs so treffend einfängt, doch passt er leider nicht zur Stimmung des Films, weshalb sich Micha A., zumindest schon mal für den Trailer, für „The Basstronaut“ von Scheppers Album „Bass Trip“ entschied. Passend, wie Schepper fand, als er den Trailer am vergangenen Donnerstag vor „Jaco“ sah. Direkt nach der Filmaktion im Handelsweg drehten wir mit Schepper bei mir zu Hause, und dort stehen noch weitere Drehtermine aus, die allerdings aufgrund des komplexen Konzeptes noch auf sich warten lassen müssen. Tun.

Es ist ein seltsames Gefühl, sieben, acht Stunden lang zu arbeiten und dann ohne ein für mich greifbares Ergebnis Feierabend zu machen. Die Ergebnisse liegen in Form von Dateien auf den Speicherkarten in Michas Kamera und auf Stefs Festplatte, also gibt es sehr wohl ein Output, aber ich ging mit leeren Händen nach Hause und war trotzdem platt. Aufbauen, machen, abbauen – das Café sah aus wie vorher, ich nicht (Augenringe und so). Außerdem liegt das Gelingen des Blogeintrags jetzt nicht mehr bei mir, oder bei mir allein; jetzt arbeiten andere daran und machen etwas daraus. Das Zwischenergebnis ist zu sehen, wie erwähnt, im Kino. Und auf Youtube. Und hier:

Der Kürze des Objektes geschuldet ist, dass sich nicht alles, was am Drehtag tatsächlich im Riptide geschah, auch im Film niederschlägt. Wir hatten tolle Begegnungen und lustige Gespräche mit anderen Gästen, beobachteten sie beim Gesellschaftsspielespielen, hatten Kinder um unsere Beine herumscharwenzeln und eine Menge kurioser Dialoge untereinander. Micha Z. etwa wunderte sich, dass ich mir die LP von den Nevermen kaufte, ohne sie zu kennen. Wie sollte ich sie sonst kennenlernen? „Na, vorher reinhören“, sagte er. Bei Mike Patton sei das nicht nötig, meinte ich. „Die kaufst du blind?“ Eher taub, ja. Micha überlegte kurz: „Gibt’s hier auch mp3s im Riptide?“ Keine Ahnung, ich verwies ihn auf eine der Kisten neben der Tür, da könne er mal nachgucken. Er blickte auf sein multimediales Mobiltelefon und erzählte von einem Album, das er als mp3 erworben hatte und nachträglich überlegte, das Geld dafür lieber doch nicht ausgegeben haben zu wollen. Ich riet ihm, sie wieder zu verkaufen, und deutete auf die Second-Hand-Kisten. Leider findet sich im Film kein Platz für diesen Dialog. Schade, so wird er für alle Zeiten verloren sein!

Auch ohne Dreh war mir das Riptide natürlich oftmals eine Heimstatt. Etwa an dem Abend, als nebenan in der Einraumgalerie die Ausstellung von Denis Stuart Rose stattfand, den ich noch vom Silver Club kannte. Da spielten parallel im Riptide Lorbass. Wir standen – da deutete sich der Frühling schon zaghaft an – plaudernd draußen im Handelsweg, und immer, wenn jemand die Tür zum Riptide öffnete, versetzte uns der Lorbass-Sound in noch mehr Partystimmung.

Die Nummer 100 ist für uns auch ein Anlass zur Party, ganz gewiss. Wobei 101 auch keine schlechte Zahl ist, schließlich heißt so das Live-Album von Depeche Mode. Hm. Weil grad Zeit ist, suche ich mal zu allen Zahlen von 101 bis Eins etwas aus meiner Sammlung, das mit Musik zu tun hat. Zugegeben, manche Ergebnisse sind reichlich gequält, einige sind im Internet recherchiert, einige wenige kenne ich selbst daher gar nicht, und oft gibt es mehr als nur eine Möglichkeit (da entschied dann mein Geschmack, wenngleich nicht komplett alle Ergebnisse auch wirklich meinem Geschmack entsprechen, da sollte der Platz dann nicht leer bleiben). Zu #99 ließ ich mich ja schon im vorherigen Blogeintrag aus. Hier nun also:

Depeche Mode – 101 (Album)
Sonic Youth – 100% (Song)
Nena – 99 Luftballons (Song)
Metallica – The $5.98 EP (Garage Days Re-Revisited) (EP)
Adolf Noise – Windows ’97 (Song)
Phillip Boa And The Voodooclub – 1996 (Song)
Ramones – Durango 95 (Song)
Woodstock ’94 (Sampler)
Current 93 (Band)
Deine Lakaien – Dark Star Tour ’92 Live (Album)
Erasure – 91 Steps (Song)
Guided By Voices – Blimps Go 90 (Song)
R.E.M. – Pop Song ’89 (Song)
Orchestral Manoeuvres In The Dark – 88 Seconds In Greensboro (Song)
Bonnie Bianco – Cinderella ’87 (Album)
Yo La Tengo – 86-Second Blowout (Song)
Spliff – 85555 (Album)
Eurythmics – Sexcrime (Nineteen Eighty Four) (Song)
Daft Punk – Wdpk 83.7 FM (Song)
The Exploited – UK 82 (Song)
Simple Minds – New Gold Dream (81*82*83*84) (Song/Album)
Killing Joke – Eighties (Song)
Gus Gus – Cold Breath ’79 (Song)
Schepper – Space Trip ’78 (Song)
Talking Heads – Talking Heads: 77 (Album)
The Alarm – Spirit Of ’76 (Song)
Die Weltenretter – 75er Jahre (Song)
AC/DC – ’74 Jailbreak (Album)
The Incredible Bongo Band – Bongo Rock ’73 (Song)
Neu! – Neu! ’72 Live! in Düsseldorf (Album)
Faust – 71 Minuten (Album)
Simple Minds – Sound In 70 Cities (Song)
Ministry – Psalm 69 (Song/Album)
The Alarm – Sixty Eight Guns (Song)
Aphex Twin – Minipops 67 (Source Field Mix) (Song)
Bobby Troup – Route 66 (Song)
White Zombie – Thunder Kiss ’65 (Song)
Input 64 (Sampler)
New Order – 1963 (Song)
Anthony Rother – 62 Minutes On Mars (Album)
à;Grumh… – Ich und meine Ananas (V.01.0.61, 7 Bis) (Song)
Beautiful People – If 60’s Was 90’s (Song/Album)
Patti Smith – 1959 (Song)
Bruce Dickinson – Born In 58 (Song)
Blok 57 (Band)
Toots & The Maytals – 54-56 That’s My Number (Song)
Charlotte Gainsbourg – 5:55 (Song/Album)
Halle 54 (Band)
Ramones – 53rd & 3rd (Song)
The B-52’s (Band)
New Model Army – 51st State (Song)
Ulla Meinecke – 50 Tips (Song)
P1/E – 49 Second Romance (Song)
Les Claypool’s Bucket Of Bernie Brains – 48 Hours To Go (Song)
Wire – Object 47 (Album)
Herbert Grönemeyer – 4630 Bochum (Album)
LCD Soundsystem – 45:33 (Album)
UB40 – UB44 (Album)
Project Pitchfork – 43rd Floor (Song)
Level 42 (Band)
Swell – 41 (Album)
U2 – „40“ (Song)
The Cure – 39 (Song)
Revolting Cocks – 38 (Song)
The Beautiful South – Straight At 37 (Song)
Violent Femmes – 36-24-36 (Song)
Bob Dylan – Rainy Day Women #12 & 35 (Song)
Nine Inch Nails – Y34RZ3R0R3M1X3D (Album)
Sun Ra – Discipline 33 (Song)
32Crash (Band)
Christian Death – Halloween Live October 31, 1981 (EP)
Alien Sex Fiend – 30 Second Coma (Song)
Die Drei Fragezeichen – 29 Die Originalmusik (Album)
A Guy Called Gerald – 28 Gun Bad Boy (Song)
Fantômas – 04/27/05 Wednesday (Song)
Einstürzende Neubauten – 26 Riesen (Song)
The Catch – 25 Years (Song)
Joy Division – 24 Hours (Song)
Welle:Erdball – 23 (C64er Version) (Song)
22 Pistepirkko (Band)
Sigue Sigue Sputnik – 21st Century Boy (Song)
Amorphous Androgynous – 20 Years Behind Bars (Song)
Paul Hardcastle – 19 (Song)
Sigur Rós – 18 Sekúndur Fyrir Sólarupprás (Song)
Heaven 17 (Band)
16 Horsepower (Band)
Depeche Mode – Little 15 (Song)
Die Trottelkacker – 13, 14 Born To Rock (Song/Album)
13&God (Band)
Warren Suicide – Twelve (Song)
U2 – 11 O’Clock Tick Tock (Song)
Pearl Jam – Ten (Album)
Nine Inch Nails (Band)
Underworld – 8 Ball (Song)
Iron Maiden – Seventh Son Of A Seventh Son (Song/Album)
Birmingham 6 (Band)
Mainframe – 5 Minutes (Song)
Manic Street Preachers – 4 Ever Delayed (Song)
The Cure – Three Imaginary Boys (Song/Album)
2wo (Band)
John Lee Hooker – One Bourbon, One Scotch, One Beer (Song)

Matze van Bauseneick
www.krautnick.de

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